2013-10-04

testcard 23: Releaseparty bei a-musik am 10.10.

Donnerstag, 10.10.2013
19:00 Uhr
Präsentation der testcard 23 ("Transzendenz")
mit Johannes Ullmaier, Holger Adam, Wolfgang Brauneis und Christian Werthschulte

Dieser Tage erscheint die neue, großartige Nummer 23 der testcard, das Thema lautet "Transzendenz". Um das Ganze gebührend zu feieren, machen sich die Redakteure Johannes Ullmaier und Holger Adam auf den Weg von Mainz bzw. Wiesbaden nach Köln. Bei a-musik stellen die beiden die neue Ausgabe vor, um im Anschluß daran, gemeinsam mit den hiesigen Redaktionskollegen Wolfgang Brauneis und Christian Werthschulte, Schallplatten aus der Abteilung Transzendenz aufzulegen. Zudem dürften einige der zahlreichen Kölner testcard-Autor_innen vor Ort sein.

Der Laden ist bis 22:00 Uhr geöffnet.

"In der avancierten Popkritik genießt Transzendenz keinen guten Ruf. Im frühen Punk wurde ein explizites Transzendenzverbot ausgerufen; das bewegungslinke Lager denunzierte das »Ausklinken« als konter­revolutionär oder verklärte es im Reggae zum »anti­imperialistischen Befreiungskampf«. Als der moderne Pop in den 1950ern entstand, war er das Immanenteste überhaupt geschaffen für das reine Diesseits. Das Jenseits, die Transzendenz, tauchte lediglich ironisch gebrochen, als Diskurs zweiter Ordnung auf. Erst ab den 1960ern lassen sich explizite Transzendenz-Momente im Popkosmos finden. Und gleichzeitig wurde Kritik laut: Was ins Jenseits ausgreift, ist entweder kein Pop oder schlechter Pop. Doch Pop störte sich nicht daran, brachte das Transzendente als Leerstelle zum Schwingen und füllte diese mit Schlagworten aus dem Fundus von Esoterik, Raumfahrt und Psychedelic. Kurz darauf wurde das Transzendente offensichtlich gemacht. Christlicher Rock und der islamisierte Cat Stevens wollten den Pop missionieren, Heavy Metal verklärte ein negatives Christentum. Und im Krautrock, im Jazz und in der experimentellen Musik diente ein Spiritualitätsgestus stets der Abgrenzung zu den Niederungen der Popkultur. In den 1990ern wurde die Transzendenz dann rehabilitiert, zumindest solange sie nicht mit säkular-moralischen Normen in Konflikt geriet. Dem Jenseits brachte man dieselbe diffuse Toleranz entgegen, wie den meisten anderen Pop-Phänomenen auch. Heute bedienen Neo-Drone und Neo-Psych ein bestimmtes Marktsegment unter vielen gleichwertigen. Und damit macht sich Sprachlosigkeit breit. Wie reden wir über spiritistischen Neo-Folk oder Hauntology, wenn die politisch inspirierten Kategorien der Vergangenheit ebenso wenig greifen wollen wie diejenigen der Weltflucht? Und was genau ist das Transzendente an der gegenwärtigen Entgrenzung der Stile?" (label info) Johannes Ullmaier über Transzendenz in Musik und Popkultur, Roger Behrens über den Geist der Utopie, Thomas Hübener über Transzendenz im Säkularpop, Holger Adam über Peter Michael Hamel, Volker Zander über Moondogs Oberton-Kontinuum, Wolfgang Brauneis über Michael Buthe, Tim Stüttgen über der quaren Sun Ra, Franziska Meifert über LSD, Musik und Transzendenz, Christian Wertschulte im Gespräch mit Mark Fisher, David Schwertgen über Vaporwave, Peter Scheiffele über Vodou und vieles mehr, dazu unzählige Tonträger-, Buch- und DVD-Besprechung - und die ultimative Transzendenz-Diskographie. Auf 304 Seiten - essentiell.

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